Menschliche Lebenswelten wirken stark auf Menschen, ihr Wohlbefinden und ihr Zusammenleben ein – das spüren wir tagtäglich in unserer physischen und mentalen Erfahrung. Zur sinnlichen Wahrnehmung, zur ästhetischen Deutung und zu psycho-physischen Wirkungen von menschlichen Umgebungen gibt es aber auch zahllose Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, etwa der Psychologie, der Biologie, der Medizin, der Soziologie, der Linguistik, der Systemtheorie oder dem Cluster der Neurowissenschaften. Auch die Kunst, die Gestaltung und die Architektur bergen jahrtausendealtes Erfahrungswissen zur ästhetischen Erfahrung.
In unserem Institut richten wir einen interdisziplinären Blick auf menschliche Lebenswelten und deren Zusammenhänge. Wir entwickeln daraus übergreifende, meta-disziplinäre Verständnis- und Erklärungsmodelle für eine integrative, bedürfnisorientierte Ästhetik, die stetig wissenschaftlich aktualisiert, differenziert und didaktisch angepasst werden. Wir untersuchen ästhetische Wahrnehmung und evaluieren vorhandene Gestaltung und Architektur in ihrem jeweiligen Kontext. Wir stellen anwendungsnahe Bildungs- und Fortbildungsprogramme für die Design- und Architekturausbildung zusammen. Wir diskutieren umfeldsensible Gestaltungsrichtlinien für den Transfer humanwissenschaftlicher Erkenntnisse in die gestalterische Berufspraxis und leuchten Schnittstellen zwischen psychobiologischer und soziokultureller Verfasstheit menschlicher Erfahrung aus.
In einer Zeit rasanter gesellschaftlicher Strukturveränderungen mit teils chaotischer Dynamik ist die Frage nach Gesundheit und Resilienz des Individuums von immer größerer Bedeutung. Da sich die vielfältigen Spannungsfelder aller Lebensvollzüge stets im gebauten und gestalteten Raum artikulieren – also in der Stadtstruktur, in der Architektur, in der Innenarchitektur und im Kommunikations- und Produktdesign –, ist der Einfluss des gestalteten Raumes auf Wohlbefinden, Gesundheit und Resilienz eine zentrale Frage, wenn es um die Zukunft unserer Gesellschaft geht. Farben, Formen, Muster, Klänge, Schönes wie Abstoßendes, aufregende und banale Sinneserlebnisse wirken nachhaltig auf den Menschen, sein Wohlsein und seine Motivation. Die sinnlich wahrnehmbare Beschaffenheit unserer Lebensräume prägt unser Lebensgefühl, unsere sozialen Verhaltensweisen und die Kohärenz unserer Gesellschaft als Ganzes. Damit übernimmt die Gestaltung von Gebäuden und anderen Artefakten eine wichtige salutogenetische Aufgabe für unsere Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit, aber auch für Prävention, Resilienz und langfristige Gesundheit.
Das Institut Mensch & Ästhetik widmet sich der Aufgabe, diese Zusammenhänge und Auswirkungen ästhetischer Erfahrung, insbesondere in Design und Architektur, besser zu verstehen und in anwendungsfreundliche Strukturen zu übersetzen. In vielen Disziplinen gibt es zwar bereits wichtige Erkenntnisse zur Wirkung von Ästhetik, aber die Entwicklung übergeordneter Sichtweisen und konkreter Anwendungsleitlinien steht erst am Anfang. Daher arbeiten wir sowohl im Bereich der Grundlagenforschung wie auch in anwendungsbezogener Forschung interdisziplinär an entsprechenden Fragestellungen. Nur im Zusammenwirken zahlreicher Disziplinen können wir einen übergeordneten und integrativen Sichthorizont einnehmen, und es können nachhaltige, verantwortbare Lösungen für die Gestaltung menschlicher Lebenswelten entstehen.
Im Institut für humane Ästhetik arbeiten wir vor diesem Hintergrund daran,