A n l i e g e n,   e n t w i c k l u n g s z i e l e

»We shape our buildings, thereafter they shape us.« – Winston Churchill (1864-1965)

Menschliche Lebenswelten wirken stark auf Menschen, ihr Wohlbefinden und ihr Zusammenleben ein – das spüren wir tagtäglich in unserer physischen und mentalen Erfahrung. Zur sinnlichen Wahrnehmung, zur ästhetischen Deutung und zu psycho-physischen Wirkungen von menschlichen Umgebungen gibt es aber auch zahllose Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, etwa der Psychologie, der Biologie, der Medizin, der Soziologie, der Linguistik, der Systemtheorie oder dem Cluster der Neurowissenschaften. Auch die Kunst, die Gestaltung und die Architektur bergen jahrtausendealtes Erfahrungswissen zur ästhetischen Erfahrung.

 

In unserem Institut richten wir einen interdisziplinären Blick auf menschliche Lebenswelten und deren Zusammenhänge. Wir entwickeln daraus übergreifende, meta-disziplinäre Verständnis- und Erklärungsmodelle für eine integrative, bedürfnisorientierte Ästhetik, die stetig wissenschaftlich aktualisiert, differenziert und didaktisch angepasst werden. Wir untersuchen ästhetische Wahrnehmung und evaluieren vorhandene Gestaltung und Architektur in ihrem jeweiligen Kontext. Wir stellen anwendungsnahe Bildungs- und Fortbildungsprogramme für die Design- und Architekturausbildung zusammen. Wir diskutieren umfeldsensible Gestaltungsrichtlinien für den Transfer humanwissenschaftlicher Erkenntnisse in die gestalterische Berufspraxis und leuchten Schnittstellen zwischen psychobiologischer und soziokultureller Verfasstheit menschlicher Erfahrung aus. 

In einer Zeit rasanter gesellschaftlicher Strukturveränderungen mit teils chaotischer Dynamik ist die Frage nach Gesundheit und Resilienz des Individuums von immer größerer Bedeutung. Da sich die vielfältigen Spannungsfelder aller Lebensvollzüge stets im gebauten und gestalteten Raum artikulieren – also in der Stadtstruktur, in der Architektur, in der Innenarchitektur und im Kommunikations- und Produktdesign –, ist der Einfluss des gestalteten Raumes  auf Wohlbefinden, Gesundheit und Resilienz eine zentrale Frage, wenn es um die Zukunft unserer Gesellschaft geht. Farben, Formen, Muster, Klänge, Schönes wie Abstoßendes, aufregende und banale Sinneserlebnisse wirken nachhaltig auf den Menschen, sein Wohlsein und seine Motivation. Die sinnlich wahrnehmbare Beschaffenheit unserer Lebensräume prägt unser Lebensgefühl, unsere sozialen Verhaltensweisen und die Kohärenz unserer Gesellschaft als Ganzes. Damit übernimmt die Gestaltung von Gebäuden und anderen Artefakten eine wichtige salutogenetische Aufgabe für unsere Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit, aber auch für Prävention, Resilienz und langfristige Gesundheit.

 

Das Institut Mensch & Ästhetik widmet sich der Aufgabe, diese Zusammenhänge und Auswirkungen ästhetischer Erfahrung, insbesondere in Design und Architektur, besser zu verstehen und in anwendungsfreundliche Strukturen zu übersetzen. In vielen Disziplinen gibt es zwar bereits wichtige Erkenntnisse zur Wirkung von Ästhetik, aber die Entwicklung übergeordneter Sichtweisen und konkreter Anwendungsleitlinien steht erst am Anfang. Daher arbeiten wir sowohl im Bereich der Grundlagenforschung wie auch in anwendungsbezogener Forschung interdisziplinär an entsprechenden Fragestellungen. Nur im Zusammenwirken zahlreicher Disziplinen können wir einen übergeordneten und integrativen Sichthorizont einnehmen, und es können nachhaltige, verantwortbare Lösungen für die Gestaltung menschlicher Lebenswelten entstehen.

 

Im Institut für humane Ästhetik arbeiten wir vor diesem Hintergrund daran,

  • die Auswirkungen ästhetischer Erfahrung auf Wohlbefinden, Gesundheit und soziale Kohärenz zu untersuchen und systematisieren;
  • die interdisziplinäre Forschung zu ästhetischen Fragestellungen zu stärken;
  • integrative und metadisziplinäre Prozessmodelle zur ästhetischen Erfahrung zu entwickeln und verfeinern;
  • salutogenetische Anwendungsleitlinien für die Architektur-, Städtebau- und Designpraxis zu entwickeln;
  • Architektur- und Designkonzepte zielgruppenbezogen zu analysieren und optimieren.  

U N S E R E   Z I E L G R U P P E N   U N D   P A R T N E R

  • Kultur- und Bildungsinstitutionen (Universitäten, Hochschulen, Schulen, Kindergärten etc.)
  • Fachverbände und Vereinigungen (z.B. Architektenkammern, Wirtschafts-, Sozial-, Forschungsverbände etc.)
  • Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens (Kliniken, Heime, Krankenkassen, Präventionsinitiativen etc.)
  • internationale Fachkollegenschaft aus betreffenden Disziplinen
  • politische Diskursplattformen (Stiftungen etc.)

a r b e i t s s c h w e r p u n k t e

Angewandte Forschung

  • architekturpsychologische und gesundheitswissenschaftliche Analyse konkreter Lebensumfelder, architektonischer Typologien oder historisch gewachsener Settings

  • KI-basierte ästhetische Evaluation von Lebensumfeldern: Entwicklung von qualitativen Parametern und deren Schnittstelle zu quantitativen Bewertungsmethoden; Antizipation von Nutzerreaktionen

  • philosophische Forschung zu Menschen- und Weltbildern, Fortschritts- oder Naturnarrativen und möglichen normativen Implikationen, die sich daraus für Gestaltung und Kommunikation ergeben

  • Forschung zur Resilienzsteigerung durch ästhetische, räumlich-gestal-terische Interventionen in Lebensum-feldern

  • Anwendungsprojekte für Wirtschaft und öffentlichen Sektor, z.B. Evaluation von Gebäudebeständen, Umfeldanalysen und systemische Handlungsempfehlungen

Grundlagenforschung

  • empirische architekturpsychologi-sche und gesundheitswissenschaft-liche Forschung zur physiologischen und psychologischen Wirkung von Architektur, Arbeits-, Lern- oder Wohnumgebungen sowie städte-baulichen Umfeldern

  • Conceptual analysis: philosophische Forschung zu grundlegenden konzeptuellen und methodischen Fragen des Vorgehens

  • Philosophische Anthropologie/ Philosophy of Mind: Entwicklung kohärenter Modelle menschlichen Wohlseins auf Basis empirischer Einsichten der Salutogenese; Analyse der normativen Implikationen unterschiedlicher anthropologischer Ansätze, die sich daraus ergeben

  • Modelle metadisziplinärer Ästhetik und Strukturen interdisziplinärer Kategorisierung

  • Bedürfnismodelle, Menschenbilder, ihre ethischen Implikationen und Adaptionsfähigkeit

  • Angewandte Ethik/ Medizinethik; Analysen und Bewertungen von ästhetischen Interventionen auf Basis des zugrunde liegenden Menschenverständnisses

Weiterbildung, Kommunikation

  • interdisziplinäre Lehr- und Kursformate für die Hochschulausbildung von Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designern, Gesundheitsexpertinnen und -experten

  • Weiterbildungszertifikate, etwa für IHK oder Architektenkammern

  • Medienarbeit (Interviews, Presseartikel etc.).

  • Fachkonferenzen und wissenschaftliche Fachpublikationen

  • (inter-)disziplinäre Vernetzung von Expertinnen/Experten, Wirtschaft, Politik, Kultur